Keine Kategorien vergeben

Kommentar FU Berlin

Auch wenn es bisher schon 5 Befürwortungen gibt, möchte ich an dieser Stelle, nach Rücksprache mit unserem zuständigen Fachreferat, doch das Wort ergreifen und den Vorschlag ablehnen. Das hat mehrere Gründe.

1) Prinzipiell sind Bereiche, die in der RVK so definiert sind, dass sie eine lokale Verantwortung übergeben werden, problematisch und führen zu Fehlern, so dass unauthorisierte Notationen im Titelsatz zu finden sind.

2) Wir haben auch in anderen Bereichen der RVK formale Kategorien, die denen der Chemie entsprechen und angewendet werden. Dahinter versteckt sich eine sinnvolle Klassifizierung, auch wenn sich dahinter formale Aspekte verbergen. Gerade wurde z.B. die Liste der Formalschlagwörter ausgedehnt.

3) Wir dürfen nicht von den Front-End-Systemen aus denken. Sicherlich ist es wichtig und richtig, diese in Überlegungen einzubeziehen, aber deswegen die Prinzipien der Klassifikation zu verändern halte ich für einen völlig falschen Ansatz! Die Darstellung ist systemabhängig und wir müssen doch eher umgekehrt unsere Front-Ends ändern, damit diese das anzeigen können, was in unseren Daten steckt! Im Übrigen: TUfind, das Suchsystem von Darmstadt, hat ja gerade keine RVK-Facette und unseres hier an der FU (Primo) bietet den Drill-Down nur bis zum zweiten Großbuchstaben an. D.h. der vorgeschobene Grund ist in diesen Systemen m.E. nicht realisiert!

4) In Ihrem Katalog sind die Grundsignaturen doch, wie ich nach einer Recherche sah, oftmals mitvergeben, d.h. Sie handeln mit dem Antrag ohne Not. Sicherlich kann man diese auch automatisch erzeugen und anreichern. Wir hingehen haben eine große Lehrbuchsammlung und nutzen diese Stellen insofern intensiv. Dass Bedarf existiert zeigen auch die zeitgleich 4 eingestellten Anträge bei VS 5070, VT 5070, VW 5070 und VX 5070.

Beste Grüße

Michael Franke-Maier, Universitätsbibliothek FU Berlin

16:46, 9. Feb. 2016

Lieber Herr Geisler, lieber Herr Franke-Maier,

auch ich kann mir keine lokale Lösung für die Vergabe von Unternotationen vorstellen. Diese Vorgehensweise steht im Übrigen dem RVK-Verständnis einer kollektiven Zusammenarbeit der Notationsvergabe entgegen. Allerdings bin ich auch kein Freund von starren Formalschlüsseln. Oftmals (auch in anderen Fächern) ist es so, dass ganze RVK-Blöcke nie für ein Werk vergeben werden (können). Mein klassisches Beispiel in diesem Zusammenhang ist immer der Begriff "Bibliothekswesen der Antarktis". Auch bei dem Fach Chemie sehe ich durchaus kritisch wie viele Notationsbereiche mit Formalschlüssel versehen sind, bei denen es aber keine Literatur dazu geben kann. Oder existieren wirklich zum Thema "Adreßbücher von Firmen und Bezugsquellen" auch Lehrbücher oder Dissertationen?

Vielleicht hilft es schon, wenn man sich kritisch die einzelnen Notationsbereiche ansieht und bei absoluter Nichtbelegung den Formalschlüssel entfernt. Eine andere Vorgehensweise wäre es zu prüfen an wie vielen Stellen die formalen Notationsnummern 2-6 und 8-9 überhaupt vergeben sind. Man könnte dann zukünftig den Systemschlüssel auf die Stellen Allgemeines, Lehrbücher und Dissertationen etc. kürzen und die anderen Systemstellen die keine Verwendung finden löschen. Die Anträge der Kollegen aus Würzburg betreffen bei den genannten Chemienotationen auch nur die Stellen für Dissertationen.

Viele Grüße

Martin Scheuplein, ULB Halle

Lieber Herr Scheuplein,

danke für Ihre Antwort. Das Problem mit den nie belegten Stellen ist bekannt, ich habe dazu schon mal in einem Vortrag auf dem Anwendertreffen hingewiesen. Ich finde das allerdings nicht so dramatisch, da in meinen Augen die Vorteile überwiegen: die Möglichkeit ganze Bereiche nur durch Änderung eines einzigen Schlüssels zu optimieren!

Man muss dabei unterscheiden zwischen den von Ihnen oben schön genannten absurden Beispielen, die niemals belegt werden -- wobei ich beim Bibliothekswesen der Antarktis vorsichtig wäre, wenn der Klimawandel voranschreitet -- aber Scherz beiseite, und jenen, die potentiell belegbar sind, da sinnhaft. Erste könnte man relativ einfach in den Griff bekommen, zweitere würde ich hinnehmen. Dann haben wir noch den Fall, wo die Schlüssellösung inhaltlich falsch wird (Bundesländer in Japan), hier müsste man den Schlüssel individualisieren OHNE den Bezug zum "Default"-Schlüssel zu verlieren. Das liese sich technisch sicher lösen.

Wir würden aber bei Löschung von potentiell sinnhaften Stellen ohne Not agieren und müssten dafür in Kauf nehmen, dass durch die Auflösung des Schlüsselprinzips durchgängige Optimierungen von ganzen Bereichen hinfällig werden.

Viele Grüße

Michael Franke-Maier, Universitätsbibliothek FU Berlin

13:05, 10. Feb. 2016
 

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

die Anregung von Ihnen, Herr Geisler, den Formalschlüssel in Chemie zu diskutieren, halte ich für sinnvoll. Ich kann das Unbehagen mit dieser Struktur gut nachvollziehen. Jedoch geht mir der Vorschlag zu weit.

Ich hatte mir schon einige Gründe, die dagegen sprechen, zurecht gelegt. Sie, Herr Franke-Maier, sind mir zuvor gekommen und haben sie bereits umfassend dargelegt.

Unterstreichen möchte ich ganz besonders, dass wir uns bei der Weiterentwicklung der RVK nicht von Funktionalitäten technischer Syteme, die die RVK nachnutzen, leiten lassen sollten.

Ich hatte vor vielen Jahren die gedruckte RVK in die Onlineversion überführt. In der gedruckten Fassung war nicht so eindeutig geregelt, welche Notation einen Formalschlüssel hat und welche nicht. In der Datenbankversion musste ich dies aber für jede Stelle festlegen. Ich habe damals einfach überall einen Schlüssel angehängt, wo Platz dafür war. So hatte ich es mir erspart, jedesmal zu überlegen, ob das inhaltlich sinnvoll ist. Das könnte man jetzt nachholen.

Wenn wir den Vorschlag, den Formalschlüssel nur noch lokal zu verwenden, folgen würden, würden wir auf einmal sehr viel Notationsreserve verlieren. Wenn wir an einer Stelle inhaltlich tiefer gliedern möchten, können wir den Formalschlüssel streichen und statt dessen neue Stellen einführen. Diese Möglichkeit würden wir uns aber mit dem Vorschlag verbauen. Im Ergebnis kürzen wir damit die Chemie-Systematik von 4- auf 3-stellig zurück.

Trotzdem sollten wir die Anregung aufgreifen und weiter diskutieren. Man könnte z.B. überlegen, die Anwendung des Schlüssels auf weniger Stellen als bisher zu begrenzen. Grundlage dafür könnte die Häufigkeit der Schlüsselstellen bei bestimmten Notationen sein.

Viele Grüße Albert Schröder, Universitätsbibliothek Regensburg

17:26, 22. Feb. 2016